Neulich im Möbelhaus: „Schau mal, da drüben sind die … äh ... Couchs, Couchesen, Couches … äh Sofas!“ Wer hat diese Situation noch nicht erlebt? Da lernt man sein Leben lang seine eigene Muttersprache und dann gibt es einfach Wörter, bei denen man nicht einmal weiß, wie der Plural gebildet wird.
Okay, Couch ist wirklich kein gutes Beispiel, da das Wort eigentlich kein deutsches ist. Es stammt vom lateinischen collocare „seinen Platz geben, niederlegen“ und wanderte dann ins Französische (coucher „sich niederlegen“) und Englische (Couch „Bett, Lager“). Eingang in den Duden fand es erst 1934.
Wie bildet man den Plural – also die Mehrzahl – eines Wortes?
Meistens wird der Plural auf verschiedene Weisen gebildet: Entweder ich hänge hinten etwas dran (meistens ein -e oder -en) und/oder ich forme die Vokale a, o und u zu einem Umlaut um. Unterschieden wird hierbei – wie leider viel zu oft auch im wahren Leben – zwischen den Geschlechtern:
Feminine Substantive (also die) erhalten oft ein -n bzw. -en und grundsätzlich einen Umlaut, wenn sich ein Vokal (a, u, o) in das Wort eingeschlichen hat. So wird herausgestellt, dass es sich um einen Plural handelt.
die Frage – die Fragen
die Idee – die Ideen
die Nacht – die Nächte
die Kuh – die Kühe
die Zwiebel – die Zwiebeln
Und bei maskulinen und neutralen Formen (also der und das), die auf -er, -en, -el, -chen und -lein enden, gibt es grundsätzlich keine Pluralendung. Der Plural wird hier entweder mit dem Kontext gebildet oder aber das Substantiv erhält einen pluralbildenden Artikel:
das Fenster – die Fenster
das Mädchen – die Mädchen
das Schnitzel – die Schnitzel
Ich schreibe extra grundsätzlich, denn das heißt nichts anderes, als dass es auch für diese Regel eine Ausnahme gibt. Stachel, Muskel und Pantoffel sind zwar maskuliner Natur und enden auf -el, werden aber dennoch pluralisiert mittels -n:
der Stachel – die Stacheln
der Muskel – die Muskeln
der Pantoffel – die Pantoffeln
Pluralbildung mit -s und ohne Apostroph (!)
Allgemeine Verwirrung scheint auch über die Verwendung des Plural-s zu herrschen.
Dieser kleine Buchstabe wird bei Wörtern, die auf -a, -i, -o, oder -u enden zur Pluralbildung genutzt. Zum Glück ist es aber nur ein kleiner Teil der deutschen Wörter, bei dem der Plural so gebildet wird:
das Foto – die Fotos
das Auto – die Autos
das Sofa – die Sofas
Auch englische Wörter und Abkürzungen erhalten für ihre jeweilige Mehrzahl hinten ein -s:
das Team – die Teams
die CD – die CDs
Auch wenn wir uns im deutschen Sprachraum befinden, kann dennoch nicht oft genug darauf hingewiesen werden: Pluralbildungen mit s werden nicht durch einen Apostroph gebildet! (!)
Grundsatzdiskussion und Gattungsbezeichnungen
Aber was wirklich Spaß an der Geschichte macht und schon so manche Grundsatzdiskussion zwischen mir und meinen Freunden ausgelöst hat: obskure Pluralbildungen durch Gattungsbezeichnungen. Was das heißt? Dass es tatsächlich Pluralbildungen für Milch, Wasser, Blut und Erde gibt.
Das Stichwort an dieser Stelle lautet „Sortenlesart“. Es gibt nur eine Milch, aber die Milch aus der grünen Packung und die Milch aus der blauen Packung sind zwei verschiedene Milche. Das Wasser von Firma A und das Wasser von Firma B sind ebenso zwei verschiedene Wässer wie die Blute der Gruppe B und 0. Und auch wenn es nur eine Erde als Planet gibt, unterscheidet der Geologe an sich zwischen verschiedenen Erden (Lehm und Sand beispielsweise).
Ein Bogen ist ein Bogen ist ein Bogen – nicht!
Aber das war natürlich noch nicht alles. Ein Schelm, der dächte, dass dieses Thema damit abgeschlossen wäre! Es gibt auch Pluralbildungen, bei der wir aus einer Katze nicht zwei Katzen machen, sondern direkt auch eine ganz andere Bedeutung.
Beliebtes Beispiel aus meiner Verlagszeit: der Bogen – die Bogen – die Bögen. Mit dem Bogen kann entweder der Bogen Papier oder aber unter anderem auch der Torbogen gemeint sein. Ein Buch besteht aus vielen Bogen Papier und der Ritter reitet durch viele Bögen zum Schloss.
Ähnliches gilt auch für das Wort – die Wörter – die Worte: Ein Satz besteht aus mehreren Wörtern. Wenn diese Wörter aber mehr der Bedeutung dienen, dann sind es „starke Worte, die er spricht“.
Und noch ein Beispiel, weil es so schön kompliziert ist: die Mutter – die Mütter – die Muttern. Meine Mutter gehört zu den Müttern, die sich kümmern. Auf der anderen Seite finde ich aber keine Muttern zu den Schrauben.
So funktioniert also grundsätzlich die Pluralbildung im Deutschen.
Ach übrigens, der Plural von Couch lautet Couches, manchmal auch Couchs, Couchen ist aber auch möglich … Schöne deutsche Sprache, oder?